1956/57 Wilhelm Bennemann und Josefa Dumschat

Throngefolge:

Gustav Dumschat und Änne Bennemann,
Bernhard Schröer und Hedwig Röhsing,
Ferdi Lübbering und Maria Schröer,
Bernhard Lütkenhorst und Maria Häming.

Ramsdorf hat nun einen General
Oberst Kipp wurde befördert / Jetzt regiert König Willi / Eindrucksvolle Heldenehrung
Ein frohes Fest trotz starken Regens

Ramsdorf. Man kann schon sagen: Es war wieder ein wahres Volksfest, das Schützenfest das St. Walburgis-Schützenvereins Ramsdorf-Stadt. Stimmung und Freude waren die regierenden Mächte dieser Tage, und ihnen hatten sich bedingungslos alle Ramsdorfer und alle Gäste unterworfen.
Pünktlich wie überhaupt das ganze Festprogramm zeitlich genau abgewickelt wurde, begann am Samstag um 18,00 Uhr das große Fest. In unterbrochener Folge kündeten bis 20 Uhr Böllerschüsse das Fest an. Im Festzelt auf der Bleiche versammelten sich die Schützen. Sie waren an diesem Abend ohne großen Schmuck und ohne Gewehr, denn der Hauptpunkt des Abends war die Gefallenenehrung. Die Gefallenenehrung in Ramsdorf ist durch ihre Gestaltung zu einem besonderen Ereignis geworden. Die Bürgersteige am Ehrenmal waren überfüllt mit Menschen, al der lange Schützenzug im Schweigemarsch herankam und vor dem Ehrenmal Aufstellung nahm. Mit einem getragenem Musikstück eröffnete die Ramsdorfer Blaskapelle die Feierstunde und mit zwei Chören schloß sich der Männergesangverein an. In ergreifenden Worten schilderte der Präsident des Schützenvereins, Engelbert Ebbeler, die Mobilmachung 1914 und 1939 in Ramsdorf. Viele junge Männer zogen damals hinaus mit dem Lied auf den Lippen; das da endet: … in der Heimat, in der Heimat, da gibt’s ein Wiedersehen. Mit dem Lied vom guten Kameraden jedoch fanden viele ihr Grab in fremder Erde. Für Heimat und Vaterland gaben sie ihr Leben, und mit Dank an sie verbindet sich die Ehrfurcht der Zurückgebliebenen von ihrer Opferbereitschaft. Viele haben gesungen, in der Heimat, da gibt’s ein wiedersehen! Auch die Ortsvertriebenen singen es. Wenn auch vieles nicht in Erfüllung gegangen ist, ein Wiedersehen wird es doch geben für alle: Das Wiedersehen in der ewigen Heimat. Unter den klängen des Liedes vom guten Kameraden wurde am Ehrenmal ein Kranz niedergelegt, während drei Böllerschüsse krachten und zu beiden Seiten des Ehrenmals ein rotes Feuerwerk entfacht wurde. Im Festzug ging es anschließend durch die Straßen der Stadt. Langsam war es Dunkel geworden und vor der Kirche nahm der Ramsdorfer Spielmannszug unter der Leitung von Tambourmajor Ernst Lehmkuhl und die Ramsdorfer Blaskapelle unter Josef Hummels Aufstellung zum großen Zapfenstreich. Das erste mal erscholl er in Ramsdorf. Einzigartig hatten sich die beiden Musikzüge aufeinander eingespielt. Der große Zapfenstreich war besser als wir ihn je in unserer Gegend gehört haben. Mit einem Konzert im Festzelt endete der Samstag. Alle Hoffnungen auf gutes Wetter schienen am Sonntag buchstäblich ins Wasser zu fallen. Überall war die Aa über die Ufer getreten, und es regnete immer weiter. Das Fest jedoch wurde in keiner weise beeinträchtigt. Das Programm am Vormittag wurde traditionsgemäß abgewickelt. Alles war von dem Konzert der Stadtlohner Husarenkapelle beeindruckt. Während des Konzerts feierte man noch ein ganz besonderes Ereignis: Obers Josef Kipp wurde nach 30-jähriger Offizierslaufbahn bei verschiedenen Vereinen (Oberst der St. Walburgisschützen seit 1930) zum General befördert. Mit einer exakten Parade vor dem alten Königspaar am Nachmittag auf dem Sportplatz wurde das Programm des Sonntags zum großen Festball übergeführt. Freude und Stimmung regierten wieder.
Der Montag brachte das Hauptereignis: Den Thronwechsel. Im letzten Augenblick hatte man die Vogelstange wegen des vertäglichen Regens auf dem Hofe Schulze-Selting errichtet. In Scharen zog man bei schönstem Sonnenschein hinaus zu Vogelstange. Gleich nach dem Belagerungsbefehl des Generals entspann sich ein harter Kampf um die neue Königswürde. Bald drehte sich nur noch der Körper des Vogels auf der Stange. Inzwischen vergnügten sich viele Zuschauer auf ihre weise auf dem Hofe, der sich für das Vogelschießen ausgezeichnet eignete. Um die Vogelstange hatte man unter der Aufsicht der Polizei das Gelände wieder vorbildlich gesichert. Um 12:50 Uhr war es dann plötzlich soweit. Nach einer dreifachen Salve flogen die letzten Teile von der Stange. Auf den Schultern seiner Schützen schwebte der Offizier Willi Bennemann. Unter den Klängen des Bergmannliedes hängte der alte König ihm die Kette um. Die Schützen hatten ihren neuen König. Zur Königin wurde Frau Josefa Dumschat ausgewählt. Zum Throngefolge gehörten: Frau Bennemann, Frau Josef Häming, Frau Bernhard Schroer und Bernhard Lütkenhorst. Die Krönung der Königin erfolgte um 16 Uhr auf dem Hofe Schulze-Selting. Mit lauten Hochrufen wurde das neue Königspaar nach der Krönung gefeiert. Die Stimmung war auf dem Höhepunkt, und dieser Höhepunkt hielt an bis zum Ende des Großen Krönungsballes am Dienstagmorgen. Auf dem Sportplatz fand wieder bei gutem Wetter (es hat in der Zwischenzeit geregnet) die Parade statt, bevor der Krönungsball begann. Ein wahres Volksfest war auch das diesjährige Schützenfest des St.-Walburgis-Schützenvereins, das sei am End noch gesagt.

B.Z. Bericht vom 18. Juli 1956