Vereinschronik
Protokoll des Rezeptors und Stadtsekretärs F.H. Röhling 1802.
Wenn am Vorabend des Schützenfestes der Trommelruf die Bürger zum Auftakt des Schützenfestes einlädt, dann mag man sich darüber klar sein, daß dieser Ruf schon hunderte von Jahren durch die Straßen geht. Im Mittelalter, als unsere Stadt ihre Befestigung erfuhr, hätte eine soche wenig genützt, wenn nicht die Bürger mit der Waffe in der Hand die Ehre ihres Gemeinwesens verteidigt hätten; eingeteilt in „Kluften“ erhielten sie ihren Abschnitt auf dem Walle zuge wiesen. Die Erfüllung ihrer Aufgabe setzt jedoch voraus, daß sie sich im Waffenhandwerk übten . Und so führten die Schießübungen zu den Schützengilden und -bürgerschaften . Bei uns war es die Kirchenpatronin St. Walburgis, die der Gilde den Namen gab und auch im öffentlichen kirchlichen Leben hatte sie ihre fest abgegrenzte Aufgabe zu erfüllen. Von den kämpferischen Aufgaben ist seit langem nichts mehr gebieben. Als Volksfest dient das Schützenfest nur noch dem Vergnügen.
Leider sind die uns überlieferten örtlichen Unterlagen recht dürftig. Aus älterer Zeit berichtet ein Protokoll des Rezeptors und Stadtsekretärs Röhling: Original Übersetzung und Schreibweise „1802, den 1. April, als mir die Stadtpapiere aus der Kiste aufm Kirchturm zur Registratur vom Magistrat übergeben, hat sich darin eine doppelte silberne Kette mit angehängtem Vogelschilde – Stadtwappen – Münzen von 1653, nebst fünf Schildern fürnemlich
von Haus Rave, de 10. Juli 1618,
von Hermann Ebbeler, de 1654,
von Wilm Hollmann, de 1733,
von Casper Kösters, de 1736,
von Johann Apher Borbeck, den 1791,
beim Vogelschießen geben und alles in Silber angehängt befunden, so vom Herrn Bürgermeister Friedrich-Josef Rave auf mein Ersuchen mit zu sich nach Hause genommen, und von selbigem den 25. Juli 1802, als bei Beendigung der Registratur alles so – wie er mitgenommen – richtig mit der Bemerkung wieder eingeliefert, daß dieses Silberwerk circa 21 Loht wiege, worauf es dann in Gegenwart des anderen jüngeren Bürgermeisters Joan Garrid Ebbing und des jüngsten Stadtrentmeisters Josef Westrick, Harms Sohn vom Kirchhofe, in die Kiste bei den registrierten Brieftaschen gelegt worden.“
Ita Aestor Ferdinand Hermann Rohling
Judicy Seribascripsit et subserepsit
Civitatus mann propria
Von diesen wertvollen Stücken ist nichts gerettet worden. Die jetzige Kette trägt als ältestes eine Silbermedaille: W. Rave, 1836, dann eine Münze von 1871 und hat erst von 1896 die Königsschilder in fortlaufender Reihenfolge. Aus dem Ende des 18. Jahrhunderts stammen Teile einer Festordnung. Nachdem man sich zunächst über die Anlieferung einwandfreier Getränke vergewissert hat – es wurde eigens „autorisierte Deputierte“ dafür eingesetzt – heißt es: „Derjenige, so den Vogel herunterschießt, ist undisputierlich König und gibt:,
a. Der König – 2 t Bier, annebst 1 silberne Platte am Vogelholz aus,
b. Die Königsknechte – 1/2 t Bier fürhaupts,
c. Die Königinne – 1 t Bier,
d. Die Königinnen-Mägde – 1/4 t Bier fürhaupts
wogegen derselbe einen neuen mit weißer Feder und Spitze von Gold – auch mit Federbusch ausgeschmückten Hut und 1 paar Handschuhe und die Königinne ein Büschelgen (Ansteckblume?) und ein paar Handschuhe – so alles aus der Gesellschaft beköstigt werden sollte – empfangen wird.“ Wenn im Zusammenschießen der Vogel heruntergeholt wurde, „gibt ein Zeichenschießen den Ausschlag, daß der der nächst am Zeichen schießt, König seyen soll. “ Trunkene sollen nicht zugelassen werden. „Zänkerer werden noch weniger geduldet; kein Einwendung werden darwieder angenommen, sondern sobald der Zänker ertappt, ist er ohne Rücksicht zu 1/2 t Bieres fällig erkläret.“ „Weil man in Frieden und Einmütigkeit das vorhandene Vogelschießen zu wallfahren gedenke/, haben alle gegenwärtigen aceeptiert; so geschehen zu Ramsdorf in der Rahtstub.“
Die Geschichte der Ramsdorfer Schützen, Franz Kreilkamp erster Präsident.
Ramsdorf: Es waren schlechte Zeiten als überall in Deutschland die Städte und Dörfer zu einem Selbstschutz greifen mußten. Die aufgelösten Heere Deutscher Fürsten, und Ausländischer Nationen zogen durch die Lande. Überall ließen sie Verwüstung hinter sich. Der Dreißigjährige Krieg tobte in Deutschland in Europa. Besonders unsere westfälische Heimat hatte unter schwedischen Heerhaufen viel zu leiden. In dieser Zeit entstanden die Bruderschaften zur Abwehr plündernder Horden.
Man hatte noch vor wenigen Jahren angenommen, dass die Tradition des Ramsdorfer „Schützenverein“ im Jahre 1654, also erst nach den westfälischen Frieden beginne. (zuverlässige Unterlagen verstärken diese Annahme), da stieß man auf eine Quelle, nach der bereits 1618, zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges ein Schützenfest gefeiert sein soll. Genau läßt sich die Geschichte des Schützenvereins jedoch nicht zurückverfolgen, eines steht jedoch fest: Es war drei Jahrhundertlang ein nicht wegzudenkender Faktor in der Bürgerlichen Entwicklung der kleinen Stadt. Die Bruderschaften, die sich die Verteidigung die sich von Heimat und Glauben zum Ziel gesetzt hatten, veranstalten schon in den frühesten Zeiten Übungs- und Preisschießen und diese Übung entwickelte sich allmählich zu Volksfesten.
Als im vergangenen Jahrhundert die Bruderschaften ihre eigentliche Aufgaben verloren, löste sie sich teilweise auf, wenn sie sich nicht zu regulären „Vereinen“ umbildeten. Das Schützenfest wurde beibehalten und erhielt nach und nach die heutige Form. In Ramsdorf war es zum Beginn unseres Jahrhunderts so, das drei Arten von Schützenfesten gefeiert wurden, Das Junggesellenschützenfes, das allgemeine Schützenfest und das Kriegerfest. 1926 gründeten die Bürger Ramsdorfs den heute noch bestehenden Schützenverein und ließen ihn gerichtlich eintragen. Erster Präsident war Kaufmann Franz Kreilkamp, erster Oberst Franz Uphues, und sein Major, der damalige Lehrer August Heselhaus, der jetzige Kreisheimatpfleger. Den ersten Vogel schoß Wilhelm Humberg ab, der mit Frau Clemens Isfort die Regentschaft des ersten Vereinsjahr übernahm.