1895 Emil Schadwinkel und Fräulein Vollmer

Orginal in Altdeutscher Schrift umgesetzt und digitalisiert.

Junggesellenschützenfest

Ramsdorf, 26. Sept. Am 22 und 23. Des Monats feierten die Junggesellen von Ramsdorf ihr diesjähriges ´ Schützenfest. Das prachtvolle Wetter hatte am Sonntag vielfach Freunde aus Borken und Umgegend zu der Feier herbeigelockt, welche sich bei dem günstigen Verlaufe des ersten Tages sehr gut amüsierten so das sich noch Manche nach Mitternacht des Tanzens erfreuten. Am zweiten Tage ging`s Morgens ½ 9 Uhr in voller Parade zum Scheibenstande und um ½ 12 Uhr gelang es dem Herrn Emil Schadwinkel aus Berlin, zur Zeit in Ramsdorf weilend, den glücklichen Vogelschuß zu Thun. Nach Beglückwünschung seiten der Schützen und der üblichen Proklamation zum neuen Schützenkönig von Ramsdorf fand die Wahl der Königin statt. Diese viel auf Fräulein Maria Lachnicht, Tochter des Vorstehers der Stadt Ramsdorf, welche die Annahme jedoch verweigerte, da der Schützenkönig kein einheimischer Junggeselle sei. Dann wurden noch verschiedene Ramsdorfer Damen gewählt, welche ebenfalls ablehnten, da die Wahl als zweite oder dritte nicht angenehm sei und die betreffenden Damen sich den üblichen Nachreden nicht aussetzen wollten. Dadurch sei sich der neue Schützenkönig genötigt, eine fremde Dame, Fräulein Vollmer aus Dorsten, zur Königin zu erwählen, welche zur Freude der Schützen die Krone annahm, um dem Feste die übliche Weihe zu verleihen. Der neue Schützenkönig sei an dieser Stelle unser bester Dank ausgesprochen. Nach der Rückfahrt durch die Stadt fand großer Festball statt, welcher sehr gut besucht war; man trennte sich erst in früher Morgenstunde. Das Fest hatte einen herrlichen Verlauf, so daß die Junggesellen mit stolz auf dieses Fest zurückblicken dürfen.

 Orginaler B.Z. Bericht vom 28. September 1895