1934 Gerhard Lüdiger und Wwe. Maria Hollmann
Schützenfest 23 und 24 September 1934
Stadt-Ramsdorf
Jubiläumsschützenfest des St. Walburgis-Schützenvereins.
Wie alljährlich feierte auch in diesem Jahre der St.Walburgisschützenverein Ende September sein Schützenfest. Weil aber am letzten Sonntag das Erntedankfest gefeiert wird, so war in diesem Jahre das Schützenfest um eine Woche vorverlegt worden. Gleichzeitig konnte der Schützenverein auf ein 100 jähriges Bestehen zurückblicken.
Der Samstag Abend kündigte das Fest mit Böllerschüsse an. Um 20 Uhr versammelten sich die Schützen im Festzelt, wo die Aufstellung zum großen Zapfenstreich erfolgte, und zwar Stadtkapelle, erste und zweite Schützenkompanie, mit brennenden Fackeln flankierten Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr den Zug zu beiden Seiten. Nach dem Zapfenstreich folgte ein Konzert im Festzelt. Am Sonntage um 11 Uhr traten Vorstand und Offiziere im Festzelt an, worauf nach Abholung des Majors, des Obersten und des Präsidenten die Paroleausgabe und die Galavorstellung vor Eure Majestät dem bisherigen König, stattfand. Der Sonntagnachmittag sah um 4 Uhr das Antreten der Kompanien in dem Festzelte, worauf die Fahnen aus der Wirtschaft Theo Rave abgeholt wurden. Oberst Theo Lübbering hielt sodann vor versammeltem Schützenbataillon eine kernige Ansprache, welchem mit einem dreifachen Sieg Heil für Führer und Vaterland endete. Die Musik spielte das Horst-Wessel-Lied (https://de.wikipedia.org/wiki/Horst-Wessel-Lied) und das Deutschlandlied. Die umliegenden Schützenvereine, Velen, Weseke, Borken, Gemen und Heiden hatten aus Anlass unseren 100jährigen Bestehens unseren Schützenvereins Fahnenabordnung entsandt. Der übliche Königsball am ersten Sonntagabend beschloß die Feier des ersten Tages.
Der Montagmorgen sah nach Abwicklung der üblichen Formalitäten den Zug des Schützenbataillons zum historischen Schnetgraben zur Vogelstange. Nach dreimaligen Umzug um die Vogelstange hielten Präsident Bernhard Deppe und Bürgermeister Josef Becker Ansprachen, worauf das Ringen um die Königswürde einsetzte. Kurz nach 13 Uhr wurden mit dem 195. Schuß die Reste des Vogels von Gerhard Lüdiger aus luftiger Höhe heruntergeholt. Über die Majestäten und das Gefolge haben wir bereits gestern berichtet. Das diesjährige Jubelpaar brachte insofern eine beachtliche Änderung in der Zusammensetzung des Thrones, als seine Majestät Gerhard sich als Königin die 73jährige Wwe. Gerhard Hollmann erwählte und auch der Hofstaat aus älteren Persönlichkeiten zusammen setzte. Der Rückmarsch zur Stadt erfolgte um 4 Uhr, worauf am Abend der Krönungball im Festzelt das denkwürdige Fest beschloß, auf dem die Fidelitas in weitgehendem Maße in ihren Recht trat. – Die alte Schützenfahne zeigt auf der einen Seite das Stadtsiegel (Die Glocke im Stuhl) und die Umschrift „Stadt Ramsdorf“, auf der anderen Seite auf rotem Grundstoff auf blauen Grunde mit der Umschrift „Concordia“ zwei sich faltende Hände. Bein Eintritt ins zweite Jahrhundert seines Bestehens wünschen wir den St.Walburgisschützenverein eine weiteres Wachsen, Blühen und Gedeihen.
Originaler Bericht der Borkener Zeitung vom 28.09.1934
Korrektur der Borkener Zeitung.
Stadt Ramsdorf
Vom St. Walburgis-Schützenverein.
Im Zusammenhang mit den Berichten über großem Jubiläumsschützenfest macht uns in bedauernswerter Weiße ein Leser darauf aufmerksam, das nicht au einem hundertjährigem bestehen gesprochen werden kann. Der Schützenverein Ramsdorf besteht wohl mehrere hundert Jahre. Er ist sicherlich so alt wie die älteren Schützenvereine in der Umgebung. Den Namen St. Walburgis Schützenverein hat er sich erst in jüngster Zeit angenommen. Vor hundert Jahren, also im Jahre 1834, hat man in Ramsdorf einmal wieder mit mehr Eifer und größerer Teilnahme gefeiert als in den Jahren seit 1800. Gleichzeitig wurde damals die jetzt hundertjährige Fahne angeschafft und eingeweiht. Das diesjährige Schützenfest brachte somit nur das Jubiläum der hundertjährigen Fahnenweihe. Das Schützenfest 1834 wurde, das ebenfalls interessieren dürfte, in der damals noch neuen Schule am Kirchhof, dem jetzigen Kindergarten, gefeiert. Der alte Dr. Rave stand damals an der spitze des Vereins. Er verstand es, ein Schützenfest als echtes Volksfest aufzuziehen.
Originaler Bericht der Borkener Zeitung vom 27.09.1934