1964/65 Robert Räwer und Ingrid Räwer (geb. Kömmelt)
Throngefolge:
Manfred Heßling und Monika Üpping,
Werner Schlüter-Thesing und Ursula Kömmelt,
Rudolf Räwer und Marlies Lübbering,
Berni Lachnicht und Renate Einck.
Die drei besten Schützen:
Heinz Bröker
Engelbert Ebbeler
Heinz Ebbeler
Ganz Ramsdorf war außer Rand und Band
Robert Räwer und Ingried Kömmelt sind ein gutes Majestäten-Gespann – Ausklang des Schützenfestes
Ramsdorf. Zu dem Zeitpunkt, da diese Zeilen in Druck gehen, wird auch der wackerste Schützenbruder aus Ramsdorf die Segel gestrichen haben. In Wort und Bild haben wir über den Festverlauf berichtet, der – so glauben wir – ein echtes Spiegelbild der Ramsdorfer tollen Tage wiedergab. Heute wollen wir mal den „Rest der Schlacht“ aufzeichnen, für alle diejenigen, die die letzten „schweren“ Stunden mehr oder minder im Unterbewusstsein miterlebt haben.
Der Sonntag stand im Teichen des Abschieds, des alten Königspaares Heinz und Hedwig und der Ehrung der Majestäten von 1939 Ernst Lohmann und Paula Schmäing. Vor den Königswürdenträger bot sich eine glanzvolle Parade, als die Witterung von den vorausgesagten kurzen Aufheiterungen beeinflußt wurde. Trotz der zeitweise sintflutartigen Regengüsse war das Festzelt bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Würde ist König Heinz so lieb geworden, daß es „bemerkenswerte Zwischenfälle“ gab, als die Königskette nach abgeschlossener Regentschaft von den inzwischen gestärkten Schultern genommen werden sollte. Alle Autorität liegt letzten Endes bei dem jugendlichen Präsidenten Alfons Schlüter. Er hat das Gesamtgeschehen fest in der Hand und weiß auch die Majestäten zu führen, wenn es erforderlich werden sollte.
Um 9 Uhr stand alles
Nach dem lebhaften Ball am Sonntag, an dem auch sehr viele Gäste teilnahmen, muß das teils frühe Wecken durch den Ramsdorfer Spielmannszug eine Härte bedeutet haben. Die wackeren Knüppeljungs vollzogen das Wecken mit solcher Gründlichkeit, daß die vollständigen Schützenglieder um 9 Uhr am Montag wieder antreten konnten. Auch die Musik hatte sich erholt und führte den Festzug zur Vogelstange.
Hier traf ein, was Kenner der Ramsdorfer Gewohnheiten vorher gesagt hatten. An der Vogelstange entwickelte sich ein in sich abgeschlossenes Fest. Nach kurzen Begrüßungsworten des Präsidenten und des Amtsbürgermeisters B. Rave übernahm Pfarrer Dresjan den ersten Schuß. Die Dekoration stob. Nach den weiteren Ehrengarben wurden die Gewehre nicht kalt. Unentwegt knallten die Schüsse der Schützen, die glaubten, schon in den ersten 15 Minuten das Glück zwingen zu wollen. Der Will war gut, aber das Holz des Vogels war stärker. Bei der raschen Schußfolge mußten bei den Gewehren Ladehemmungen eintreten, die unter der geübten Hand des Waffenexperten Franz Claushues schnell behoben wurden.
Tränen der Freude
Der Aufruf von König Heinz blieb unerhört, „Es ist schön, König der Burgstädter zu sein“ wurde zum Schlagwort. Robert Räwer nutzte die Zielsicherheit seiner Freunde und lud zum „Drilling“ ein. Schon nach einer Stunde gab der Vogel nach, und man hob Robert Räwer als neuen König auf die Schultern der Schützen. Es lebe der König! Der Metzgermeister Robert Räwer (im Schuß schon im Beruf geübt) strahlte unverhohlene Siegesfreude, als ihm die Königskette jetzt endgültig umgelegt wurde. König Robert hatte ganze Arbeit geleistet und konnte gleich die geschäftlich anwesende Königin Ingried Kömmelt vorstellen. Königin Ingried, die Tochter des Festwirtes und begeisterte Schwimmerin, vernahm die Botschaft mit Freudentränen. Von der Theke weg wurde sie mit Majestät angesprochen uns als solche geehrt. Es erforderte nur kurze Zeit, die Namen des Throngefolges zu benennen, die ausnahmslos mit der nicht überraschenden Würde einverstanden waren. König Robert und Königin Ingried werden von folgenden Ehrengeleit unterstützt: Renate Einck und Werner Schlüter-Thesing, Ursula Kömmelt und Rudolf Räwer, Monika Uepping und Manfred Heßling, Marlis Lübbering und Berni Lachnicht. In „offiziellen Stellungsnahmen“ sprachen sich der Vorstand, der General a. D. Kipp und die Offiziere überaus zustimmend zum neuen Königsthron aus. Einstimmige Meinung: Die neuen Herrschaften werden von der ganzen Bevölkerung bestätigt und getragen. Nach der eindrucksvollen Parade (zu der sich auch ein Pohlbörger“ mit Zaunpfahl unter Arm gesellte) war der Krönungsball ein Fest der Superlative. Die höchste Steigerungsstufe ging vom Königspaar und der Musik direkt auf die Schützen und Gäste über. Wie ist es anders zu verstehen, daß zum Höhepunkt der Stimmung zu einem Marschwalzer aufgerufen wurde, an dem sich Tausende beteiligten. In den Tanzpausen ging teils das Temperament durch, als die Heinz-Neger-Komposition immer wieder erscholl: Humba, Humba, Täderä …“
In den Morgenstunden des Dienstags glich Ramsdorf einem evakuierten Dorf. Erst gegen Mittag setzte die inoffizielle Nachfeier und der Nachdurst ein. Das brachte sogar den Vorstand und die tapferen Offiziere wieder auf die Beine.
B.Z. Bericht vom 15. Juli 1964